Sag mir mal, was dir Freunde bedeuten.
Das könnte ein längerer Text werden. Oder auch ein sehr kurzer.
Meine Antwort: Einfach alles!
Freunde haben mir nicht nur Dinge zum Geburtstag geschenkt.
Sondern eine Schulter, wenn es mir nicht gut ging.
Ihre Zeit, um was Schönes miteinander zu unternehmen.
Und ihr Vertrauen.
Was Vertrauen genau ist, wie du es aufbaust und warum es so wichtig ist, kannst du hier nachlesen. https://www.lernen.net/artikel/vertrauen-aufbauen-5-vorteile-5-dos-und-5-donts-2403/
Ich kann ganz klar sagen: Freundschaften haben mir das Leben sehr erleichtert!
Einmal war ich krank, mein Mann noch im Büro, und ich musste unsere Zwillinge aus der Kita abholen. Zu Fuß nur 10 Minuten. Ich hatte Schüttelfrost und dachte: “Oje, das schaffe ich nicht.”
Meine Freundin (und Nachbarin) war an dem Tag im Home Office. Ich rief sie an und fragte: “Kannst du dir 20 Minuten Zeit nehmen, um mit mir gemeinsam die Kinder aus der Kita zu holen?” Kein Problem.
Aber nicht immer sind Freundschaften ohne Probleme.
Auf meinem Friedhof der Freundschaften gibt es ein paar Gräber zu betrauern. Als ich 15 war, habe ich eine Freundin vergrault. Bei jedem Treffen sagte ich ihr, wie doof ich es finde, dass sie raucht. Sie hatte plötzlich keine Zeit mehr.
Eine weitere Freundin habe ich verloren, weil ich gemerkt habe: Sie braucht mich nur, um ihren Frust abzuladen. Wenn ich dann mal davon erzählen wollte, was mir gerade schwerfällt – keine Zeit. Das hat weh getan.
Im Laufe der Zeit habe ich gemerkt: Manche Freundschaften sind nicht für die Ewigkeit. Aber es gibt auch Dinge, die ich tun kann, um einen Freundschaftsabbruch zu vermeiden. Welche das sind, erfährst du gleich.
Typische Probleme zwischen Freunden
Aber erstmal von vorne. Ich hab mich gefragt: Welche Probleme gibt es typischerweise in Freundschaften? Diese drei Situationen sind mir – zusätzlich zu den beiden oben – eingefallen. Es gibt aber bestimmt noch viel mehr.
- Situation 1: Deine Freundin bestimmt, was ihr macht oder gut findet.
- Situation 2: Deine Freundin sagt ein Treffen zu, und dann kurz vorher – ohne große Erklärung – ab.
- Situation 3: Deine Freundin erzählt dir nur oberflächlichen Kram. Echte Nähe kommt nicht zustande.
Kennst du diese Situationen? Dann habe ich drei wertvolle Tipps, wie du in Zukunft damit umgehen kannst.
Spoiler: Andere verändern ist unmöglich
Eigene Verhaltensweisen zu ändern, ist hart. Denk mal an all die Neujahrsvorsätze, die du nicht durchgezogen hast. Sich über die Verhaltensweisen anderer Menschen aufzuregen oder diese gar verändern zu wollen, ist verschwendete Lebenszeit.
Warum ist das so? Du allein kannst dein eigenes Verhalten ändern – aber nicht das deines Gegenüber. Klingt jetzt vielleicht etwas hoffnungslos. Aber keine Sorge. Nur, weil es nicht möglich ist, das Verhalten anderer zu ändern, bist du nicht machtlos.
Hier kommen meine drei Tipps, was du tun kannst.
Tipp 1: Sprich an, was dich stört
Nehmen wir mal Situation 1: Deine Freundin gibt immer den Ton an. Manchmal ist das ganz schön, weil du dann nicht selbst überlegen musst, was ihr machen könnt. Aber auf Dauer ist das einfach nervig. Du hast das Gefühl: Meine Vorschläge und Wünsche sind meiner Freundin egal.
Dass du das doof findest, kann deine Freundin nicht wissen. Deshalb musst du es ihr sagen. Jetzt kommt der Teil, wo du mal ne klare Ansage machen kannst. Aber wie? Du willst sie bestimmt nicht vor den Kopf stoßen.
Und deshalb ist es wichtig zu überlegen, wie du das sagt. Am besten so, dass sie sofort merkt: Du sprichst über dich und deine Gefühle. Du klagst deine Freundin nicht an. Denn wenn wir uns angegriffen fühlen, machen wir dicht. Und dann kann kein Austausch passieren.
Ein Beispiel. Statt zu sagen: „Immer machen wir nur das, worauf du Lust hast. Ich darf nie was vorschlagen. Du findest immer alles doof.“
sagst du: „Wenn wir uns treffen, habe ich auch Ideen, was wir gemeinsam machen könnten. Aber irgendwie dringe ich damit nicht zu dir durch. Das macht mich wütend / traurig. Ich wünsche mir, dass wir auch mal etwas machen, was ich vorschlage.”
Was ist der Unterschied?
Du formulierst sogenannte Ich-Botschaften. Das hat sich Marshall Rosenberg ausgedacht. Er nennt es Gewaltfreie Kommunikation https://de.wikipedia.org/wiki/Gewaltfreie_Kommunikation
Die vier Schritte der gewaltfreien Kommunikation sind
- Beobachtend beschreiben, was du erlebt hast – ohne Wertung.
- Beschreiben, was du dabei fühlst.
- Formulieren, was du in der Situation brauchst.
- Eine Bitte äußern, was konkret getan werden kann, um die Situation zu verändern.
Zugegeben: Am Anfang hört sich das ganz schön gestelzt an. Und wenn du in einer Situation bist, wo ihr beide schon am Streiten seid – dann wirst du so einen wohlüberlegten Satz bestimmt nicht mehr aussprechen können.
Aber in einem ruhigen Moment kannst du dich mit diesem Konzept vertraut machen. Überlege dir typische Situationen, in denen es schwierig wird. Schreibe dir Sätze auf, die nach den vier Schritten der gewaltfreien Kommunikation aufgebaut sind. Und je öfter du darauf achtest, wie du mit deiner Freundin sprichst, umso normaler wird diese Art, unangenehme Dinge anzusprechen.
Tipp 2: Sei großzügig
Schauen wir uns mal Situation 2 an. Deine Freundin sagt dir kurzfristig ohne Grund ab. Obwohl ihr schon länger was ausgemacht habt.
Es gibt mehrere Arten, darauf zu reagieren.
- Du hast Verständnis dafür und schlägst einen neuen Termin vor.
- Du bist stinksauer und sagst das deiner Freundin auch.
- Du bist traurig, weil du das Gefühl hast, dass du deiner Freundin nicht wichtig zu sein. Du ziehst dich zurück und denkst vielleicht: “Mit der mache ich nix mehr aus.”
Was denkst du, bei welcher Reaktion deine Freundschaft überleben wird – und bei welcher nicht?
Klar nervt es total, wenn deine Freundin dich ständig versetzt. Und ohne Grund absagen ist gar nicht cool. Bevor du einen Entschluss fasst, wie z.B. “Die frage ich nie wieder”, solltest du das Gespräch suchen. Und fragen, warum sie dir absagt.
Egal, wie euer Gespräch ausgeht: Habe Verständnis. Jeder sagt mal eine Verabredung ab. Weil die Woche plötzlich doch sehr voll ist. Oder man sich gar nicht gut fühlt. Nimm es nicht persönlich.
Nicht zu empfehlen ist, auf das Treffen zu bestehen. Deine Freundin kommt dann vielleicht mit, aber wahrscheinlich widerwillig. Besser ist es, den Termin zu verlegen und dann das Gespräch zu suchen – wenn ihr in einer entspannten Stimmung seid. Du kannst dir Ich-Botschaften (siehe Tipp 1) überlegen, um deiner Freundin zu sagen, wie du dich fühlst und was du dir wünscht.
Ganz wichtig: Sei großzügig. Damit meine ich, dass du deiner Freundin verzeihen kannst, dass sie dich versetzt hat. Wenn du auch noch Jahre später bei jedem Treffen sagst: “Wie schön, dass es geklappt hat. Das war ja schon ein Ding, als du mich damals einfach versetzt hast.” – dann garantiere ich dir: Diese Freundschaft ist vorbei.
Deswegen ist es gut, wenn du weißt, was du von einer Freundschaft erwartest. Und das findest du am besten heraus, wenn du dich selbst gut kennst.
Tipp 3: Kenne dich selbst
Eine der grundlegendsten Fragen der Menschheit ist: Wer bin ich? Keine einfache Frage.
Das Johari-Fenster hilft dir, dieser Frage einen Rahmen zu geben. Wer das erfunden hat, und was genau es ist, kannst du hier nachlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Johari-Fenster
Für dich wichtig: Es gibt mehrere Bereiche deines Lebens, die zusammen dein Ich bilden.
Für Freundschaften besonders wichtig: Der blinde Fleck
Wenn du dich selbst besser kennenlernen willst, kannst natürlich erst einmal für dich überlegen. Vielleicht schreibst du Tagebuch. Dann kannst du nachlesen, wie du dich über die Jahre verändert hast. Oder du schaust alte Fotos oder Videos an. Das nennt man Selbstreflexion.
Eine andere Möglichkeit ist es, Menschen zu fragen, wie sie dich wahrnehmen. Das sollten nicht irgendwelche Personen sein, die du zufällig auf der Straße triffst. Ganz oben im Text habe ich von Vertrauen gesprochen. Genau das brauchst du hier auch. Suche dir eine oder zwei Personen aus, denen du vertraust.
Es ist ziemlich seltsam, wenn ich mich mit einer Freundin zum Kinoabend treffe und sie mich dann so aus dem Nichts fragt: “Sag mal, gibt es etwas an mir, was dich stört? Ich würde mich nämlich gerne selbst besser kennenlernen.”
Deswegen erkläre ich dir das Prinzip mal an Situation 3: Deine Freundin erzählt dir nur oberflächlichen Kram. Echte Nähe kommt nicht zustande.
Dir fällt auf, dass eure Gespräche (in letzter Zeit) sehr unverbindlich sind. Früher habt ihr gemeinsam Probleme in euren jeweiligen Partnerschaften besprochen. Oder euch gemeinsam über einen Erfolg gefreut. Aber jetzt ist da eine Distanz, die du nicht erklären kannst.
Du kannst zunächst überlegen: Habe ich mein Verhalten in letzter Zeit verändert? Habe ich mich nicht genug um die Freundschaft gekümmert? Und dann kannst du das Gespräch mit deiner Freundin suchen.
Klar, das kostet erst einmal Mut. Zu sagen: “Du, ich würde mit dir gerne mal über unsere Freundschaft reden.” Einfacher ist es, nix zu sagen. Aber dann ist die Beziehung irgendwann tot.
Weil du ja was über dich lernen willst, solltest du dir offene Fragen überlegen, wie z.B.
- Findest du, dass ich mich in letzter Zeit verändert habe?
- Hast du das Gefühl, dass du mir alles erzählen kannst?
- Was hat sich zwischen uns in den letzten Wochen verändert?
- Was wünscht du dir von mir?
Du fragst nur über dich. Das ist wichtig, damit deine Freundin in der Lage ist, zu antworten. Und nicht das Gefühl hat, sie müsse sich verteidigen.
Ich weiß: Das ist nicht leicht.
Wenn du dich traust, wirst du aber ein wunderbares Geschenk erhalten: Eine tiefere, vertraute Bindung zwischen deiner Freundin und dir.
Du hast bis hierher gelesen. Das bedeutet: Deine Freunde haben es gut bei dir.
Diese drei Tipps helfen dir übrigens nicht nur bei Freundschaften, sondern bei allen anderen Beziehungen auch.
Wenn du alleine nicht weiterkommen, probiere die Tipps mit einer Freundin aus. Oder buch dir ein kostenfreies Impuls-Gespräch (30 Minuten) mit mir. Garantiert finden wir gemeinsam eine Idee, wie du Loslegen kannst.