Keine Zeit für mich? 3 einfache Tipps, die dir Zeit schenken

Ich habe keine Zeit für mich.

Wer hat das noch nie gesagt? Schuldig.

Ich sage und denke das oft genug. Irgendwann habe ich mich gefragt: Warum denke und höre ich das so oft? Was ist dran am wenig Zeit haben? 

Und deshalb grabe ich mich jetzt in das Thema ein. Und noch besser: Ich fördere 3 Tipps zu tage, die du ganz einfach selbst ausprobieren kannst. Um deinen Umgang mit der Zeit zu verändern. 

Es gibt Menschen, die sich hauptberuflich mit dem Thema Zeit beschäftigen. Bei denen habe ich mal nachgeschaut. Ob da was dabei ist, das mir in meinem Alltag helfen kann. 

Keine Sorge, das hier wird keine Doktorarbeit. Ich schaue mir diese Fragen an: 

  • Was ist Zeit? 
  • Was macht Zeit wertvoll?
  • Time is money
  • Mehr Zeit haben? 3 einfache Tipps
  • Mach nicht diese Fehler!
  • Link-Tipps

Du kannst direkt in die einzelnen Kapitel springen, wenn dich eine Frage besonders interessiert. Das spart Zeit. 

Was ist Zeit überhaupt?

“Zeit ist für mich Leben” – sagt der Zeitraumgestalter Jonas Geißler

“Temps” – das ist das französische Wort für “Zeit”. Es bedeutet aber auch “die Witterung” bzw. “das Wetter”. Sprachwissenschaftlich kommt das Wort “time” von “tide”, was so viel wie Gezeiten heißt. 

Das alles erfuhr ich vor einigen Jahren, als ich ein Tagesseminar zum Thema Zeit besuchte. Das Uhren dabei eine große Rolle spielen, war mir gar nicht so klar gewesen. Obwohl das ja auf der Hand liegt – oder besser gesagt: am Arm hängt. 

Vor der Erfindung der mechanischen Uhr, so wie wir sie kennen, strukturierten das Wetter und die Jahreszeiten das Leben der Menschen. Schattenuhren waren die ersten Geräte zum Messen der Zeit. Die funktionierten aber nur, wenn es genug Licht gab. 

“Wie viele Stunden hatte ein Tag vor Erfindung der Uhr?”, google ich. Und stoße auf diesen Wikipedia-Artikel

“Bei den in der Antike verwendeten temporalen Tagesstunden ist die Länge von der Jahreszeit abhängig. Man teilte den Tag in zwei Teile zu zwölf Stunden: den Lichttag, der von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang geht, und die Nacht vom Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang. Im Sommer waren die Tagstunden länger als die Nachtstunden, im Winter war es umgekehrt.”

So habe ich das noch nie gesehen: Dass eine Stunde – je nach Jahreszeit – unterschiedlich lang sein kann! 

Inzwischen trägt jeder eine Uhr am Handgelenk – oder in der Hosentasche auf dem Handy. Das ist erst seit knapp 100 Jahren “normal”. 

Die ersten Uhren, die für alle zugänglich waren, hingen an Kirchen. Der regelmäßige Glockenschlag strukturierte den Tag der Menschen, die in Hörweite dieser Kirche lebten. Das Läuten der Glocken sollte die Gläubigen an bestimmte Gebete im Laufe des Tages erinnern. 

Die ersten Armbanduhren wurden um 1900 entwickelt. Zuerst für Piloten, später dann für den Hausgebrauch. Und somit ist die Zeit für uns alle immer und überall sofort sicht- und messbar. Oder zusammengefasst – von Jonas Geißler

“Mit der Uhr haben wir eine Maschine erfunden, die jede Zeit anzeigt. Egal ob die Sonne scheint, es hell oder dunkel ist […]. Wenn man so will, hat man die Natur aus der Zeit rausgeschmissen und die Zeit zu einer Messgröße gemacht.” 

Zeit ist einfach da. Wir Menschen formen, strukturieren und messen sie. Um sie greifbar zu machen. Was Zeit ist, können wir trotzdem nicht definieren. Was Uhrzeit ist, dagegen schon. 

Der Zeiger einer Uhr macht pro Stunde zwar die gleiche Runde. Wie wir eine Stunde empfinden, ob sie uns lang oder kurz vorkommt – das ist eine völlig andere Sache.  

Und das stellt uns vor die Frage: 

Was macht Zeit wertvoll?

Die Stunden, die zählen, sind die, die wir nicht zählen. 

Hartmut Rosa ist Soziologe und Politikwissenschaftler und befasst sich unter anderem mit dem Thema Zeit. Dabei geht es immer wieder um die Frage, wann wir Zeit als wertvoll empfinden. Er hat dabei sogenannte “Resonanzmomente” entdeckt. 

Die erste Resonanzbeziehung ist das Eingebettetsein des eigenen Körpers in den Körper der Mutter. Weitere Beispiele für solche Beziehungen, die auch als “Jetzt-Erfahrung” bezeichnet werden:  

  • kleine Momente, wie z.B. dass mir jemand ein Lächeln schenkt
  • Tätigkeiten, in die ich total hineinversinke (Flow-Zustand)
  • beim Musik hören

Ich genieße den Augenblick. Gedanken, wie z.B. “Was war davor, was kommt danach, wie viel Zeit habe ich eigentlich noch?” sind irrelevant. Also: Ich bin im Moment!

Wenn ich mir diesen Moment anschaue merke ich: Das Leben und selbst die Vergangenheit und die Zukunft gibt es immer nur im Moment. Immer ist jetzt.

Das Leben findet nur in diesem Moment statt. Der Moment, in dem ich mich jetzt befinde. Und wenn ich das spüre – das macht Zeit dann wertvoll. Erzwingen kann man solche Resonanzmomente nicht, wie Hartmut Rosa hier erklärt. 

Time is money

Im Moment zu leben. Das sagt sich so einfach. Ist aber eine ziemliche Herausforderung. Nicht nur für einzelne Personen, sondern auch für die Gesellschaft. 

Wann ist uns die Fähigkeit, den Wert unserer eigenen Zeit zu bestimmen, abhandengekommen? Ein wesentlicher Faktor ist die Tatsache, dass Zeit mit Geld verknüpft wurde. Eine begrenzte Größe – die Zeit – wurde mit einer unbegrenzten Größe – Geld verknüpft. Das war nicht immer so. Uns erscheint es heute aber als Normalzustand des Daseins. Geld ist in unserer Gesellschaft das Tauschmittel, auf das sich alle einigen können. Und es ist der Maßstab für den Wert von Waren, Dienstleistungen und Besitztümern. 

Als Nebeneffekt entsteht dadurch auch eine Bewertung der Zeit. 

Wer nicht arbeitet, um Geld zu verdienen, der verschwendet seine Zeit.
Der Wert der Zeit wird von der finanziellen Gegenleistung bestimmt, die wir für unseren Zeiteinsatz erhalten. Dadurch entsteht eine Hierarchie: Gut und schlecht bezahlte Berufe, deine Zeit gegen meine Zeit. 

Ich finde: Es ist eine bewusste Entscheidung, was für mich persönlich Zeit wertvoll macht. Jeder kann das für sich überlegen. Ich habe nach dem Tod meiner Mutter verstanden: Zeit mit lieben Menschen ist für mich das Wertvollste. Und deshalb stelle ich das vor alles andere. Materielle Dinge sind mir nicht unwichtig – ich freue mich auch, wenn ich mir eine schöne Tasse oder ein neues Kleid kaufen kann. Aber ich kann darauf gut verzichten – so lange ich Zeit mit anderen verbringen kann. Und etwas gemeinsam erleben. 

Mehr Zeit haben? 3 einfache Tipps

Tipp 1: Ändere deine Gewohnheiten

Was? Es ist schon wieder fast März? Wie konnten die ersten zwei Monate des Jahres nur so schnell vergehen? Ehrlich gesagt kann ich mich gar nicht erinnern, was ich in den letzten acht Wochen gemacht habe. 

Kennst du das? Dann bist du in guter Gesellschaft. Je älter wir werden, umso mehr entsteht der Eindruck, dass die Jahre einfach so dahinfliegen. Das liegt vor allem daran, dass wir wenig Neues erleben. Im immer gleichen Alltagstrott hat unser Gehirn nichts, was besonders heraussticht. An was es sich zu erinnern lohnt. 

Einfacher Tipp #1: Mache Dinge, die du noch nie getan hast. Das muss gar nix Großes sein. Wie wäre es, wenn du auf deinem Weg zur Arbeit mal ne andere Route nimmst? Am Wochenende – statt Couch und Glotzen – mit jemandem ein Brettspiel spielst, das du noch nicht kennst? Hört sich banal an, hat aber genau diesen Effekt. 

Du erinnerst dich mit Sicherheit auch noch Wochen später an den lustigen Spieleabend mit Freunden. Aber an die x-te Folge irgendeiner Serie sicher nicht. 

Tipp 2: Schließe Reize kategorisch aus

Sonntagmorgen ist ab sofort deine Zeit für Tagebuch schreiben. Das hast du dir vorgenommen. Du machst dir ne Tasse Tee, setzt dich an den Tisch, holst dein Tagebuch raus – und dann kommt ne Nachricht übers Handy rein. 

Nur schnell mal schauen. Vielleicht ist es was Wichtiges. Und wo du schon dran bist: Gibt’s was Neues auf Insta? Eine Stunde später legst du das Handy zur Seite, weil deine Familie vom Spielplatzbesuch zurückkommt. In dein Tagebuch hast du nix geschrieben. War ja keine Zeit. 

Einfacher Tipp #2: Alles, was dich ablenken kann, kommt weg. Oder wird nicht eingeschaltet. Oder wird weggeschickt. 

Wenn du deine Zeit anders verbringen willst, dann mach das. Ein bisschen Planung hilft dir. 

  • Schritt 1: Trage dir für neue Gewohnheiten, wie z.B. Tagebuch schreiben, einen festen wiederkehrenden Termin in deinen Kalender ein. 
  • Schritt 2: Informiere deine Familie, dass du zu diesem Zeitpunkt nicht verfügbar bist. 
  • Schritt 3: Suche dir ein ruhiges Umfeld. 
  • Schritt 4: Schalte dein Handy aus. 

Tipp 3: Spreche anders über deine Zeit

“Wer anders über den Raum denkt, hat vielleicht auch eine andere Zeitvorstellung. Meine Kollegin Alice Gaby von der University of California in Berkeley und ich legten daher Kuuk Thaayorre sprechenden Aborigines Bildfolgen vor, die Zeitabläufe zeigten: Ein Mann altert, ein Krokodil wächst, eine Banane wird verspeist. Dann baten wir sie, die durchmischten Fotos zeitlich zu ordnen.

Wir führten den Test je zweimal durch, wobei die Person jedes Mal in eine andere Himmelsrichtung schaute. Jemand, der englisch oder deutsch spricht, ordnet die Bilder so, dass die Zeit von links nach rechts fortschreitet. Hebräisch oder arabisch Sprechende legen die Karten eher von rechts nach links.

Dies zeigt, dass die Schreibrichtung beeinflusst, wie wir Zeit organisieren. Doch die Aborigines sortierten die Karten weder grundsätzlich von links nach rechts noch umgekehrt, sondern stets von Osten nach Westen. Wenn die Testperson so saß, dass sie nach Süden schaute, verliefen die Karten von links nach rechts. Schaute sie nach Norden, ordnete sie die Bilder von rechts nach links. Hatte die Person Osten vor sich, lief die Kartenfolge auf den Körper zu, und so weiter. Dabei sagten wir den Probanden nie, welche Himmelsrichtung sie vor sich hatten – die Aborigines wussten das ohnehin.” 

Das ist ja total verrückt! Je nachdem, mit welcher Sprache ich aufwachse, habe ich eine andere Vorstellung von Zeit und Raum. Das schreibt Lera Boroditsky in ihrem Artikel “Wie die Sprache das denken formt”.

Das wusste ich noch nicht. 

Was ich aber aus meinem eigenen Leben kenne: Wenn ich ständig sage, dass ich im Stress bin und keine Zeit habe – dann fühle ich mich auch total gestresst und habe keine Zeit. 

Einfacher Tipp #3: Überlege dir: Wohin richtet sich meine Aufmerksamkeit? Was erzähle ich, wie spreche ich über meine Zeit?

Beispiel: Montag im Büro triffst du eine Kollegin. “Wie war dein Wochenende?” Jetzt könntest du darüber sprechen, was du alles nicht geschafft hast. Die Wäsche ist liegen geblieben, ausgemistet hast du nicht. Außerdem warst du total im Stress, weil unangekündigt Freunde vorbei gekommen sind. 

Oder du erzählst, wie schön es war, spontan mit Freunden einen Abend verbracht zu haben. Mal spät und lange gefrühstückt zu haben – dafür blieb die Wäsche liegen. 

Du merkst schon: Es ist deine Entscheidung, wie du auf die erlebte Zeit schaust. Und darüber sprichst. 

Noch mehr Tipps findest du in diesem Video.

Mach nicht diese Fehler!

  1. Alles auf einmal machen.

So viele Infos, so viele Ideen. Mein Tipp: Fang mit einer Sache an. In den nächsten vier Wochen probierst du diesen Tipp aus. Wenn er für dich nicht passt – ab in die Tonne. Ohne schlechtes Gewissen. Und dann kannst du einen anderen Tipp ausprobieren. 

  1. Immer alles perfekt machen.
    Du hast dir vorgenommen, dass du ab sofort etwas anders machen willst. Erstmal: Glückwunsch! Am Anfang bist du wahrscheinlich noch super motiviert dabei. 


Nach einer bestimmten Zeit wird es vielleicht so sein, dass du das gesteckte Ziel nicht erreichst. Statt dich jetzt zu verurteilen und dich schlecht zu fühlen, kannst du sagen: So ist das eben. Kein Mensch macht immer alles genau nach Plan. Sei gnädig mit dir. Und freue dich drauf, dass du am nächsten Tag oder in der nächsten Woche wieder die Möglichkeit hast, das Vorgenommene umzusetzen. 

Ich bin mir sicher: Da ist ein Impuls, ein Tipp oder Gedanke für dich dabei. Wenn du noch mehr zum Thema wissen willst: Hier sind meine Buch- und Link-Tipps. 

Viel Freude beim Stöbern!

Buch-Tipp:

Geißler, Karlheinz: Die Uhr kann gehen – Das Ende der Gehorsamkeitskultur

Link-Tipps: 

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